Sommerpause! Nürnbergs Basketballer in der Einzelkritik
15 Bilder 30.4.2014, 15:27 UhrAhmad Smith
Spätestens nach dem fünften Playoff- Spiel gegen Ehingen, als Ahmad Smith mit Grippe ein überragendes Spiel hinlegte, war sich sein Trainer Benjamin Travnizek sicher: "Er ist der beste Spieler der Liga." An seinen guten Tagen ist Smith das tatsächlich, egal, ob er gerade ein Triple-Double hinlegt oder "nur" als perfekter Passgeber fungiert. An seinen schlechten Tagen denkt Smith ein wenig zu viel darüber nach, warum ein so guter Spieler wie er immer noch in der zweiten Liga angestellt ist. Smith kann Spiele im Alleingang gewinnen – und verlieren. Das war und ist ein Problem. © Daut
Ronald Thompson
Mit der Verpflichtung von Enosch Wolf war man sich sicher, dass die Zeit von Ronald Thompson in Nürnberg abgelaufen sein würde. In der Hinrunde schleppte sich Nürnbergs sympathischer Big Man oft über den Platz, meistens saß er ohnehin nur auf der Bank. Thompson war mit privaten Sorgen in die Saison gegangen, erst im neuen Jahr konnte er diese abschütteln und plötzlich wieder zeigen, warum sie ihn in Nürnberg so lieben. Thompson kämpfte wie ein Löwe, auch wenn das nicht immer glücklich aussah. Ein Vorzeigeathlet wird er in dieser Karriere nicht mehr, trotzdem ist der NBC ohne ihn nicht denkbar. © Zink
Enosch Wolf
Weil er sich beim Bundesligisten Bonn nicht durchsetzen konnte, wechselte Enosch Wolf im Januar zum Zweitligisten Nürnberg. Der 2,15 Meter große Hüne, der in den USA bereits Collegemeister geworden ist, wollte beim Nürnberger Basketballclub vor allem eines sammeln: Spielpraxis. Was Wolf dann in den folgenden Monaten sammelte, war vor allem: wenig Spielpraxis. Es gibt Menschen, die der Meinung sind, es läge daran, dass Wolf nicht immer die Einstellung eines Profisportlers an den Tag legt. Andere sind der Meinung, der 23-Jährige sollte mehr spielen, um das Gegenteil beweisen zu können. © wolf
Juan Reile
Juan Reile ist immer noch der beste Beweis, warum es sich für Vereine wie rent4office Nürnberg lohnen könnte, künftig mehr in die Nachwuchsarbeit zu investieren. "Eigene Jugend" steht bei ihm hinter der Kategorie "Letzter Verein" und dass Reile in dieser Saison regelmäßig in der Starting Five stand, macht diese Geschichte noch schöner. In der Defensive ist Reile schon länger eine Waffe, nun ist er es auch in der Offensive. Wenn er zum Korb zieht, gibt es eigentlich nur zwei Optionen: spektakuläre Punkte oder spektakuläre Luftzweikämpfe, die Reile nicht scheut, obwohl sie selten gut für ihn ausgehen. © Sportfoto Zink
Will Chavis
Wer bei einem entscheidenden Play-off-Spiel mit einer Trefferquote von 100 Prozent vom Feld geht, der muss gute Nerven haben. Oder gar keine. Im fünften Spiel gegen Ehingen wurde Will Chavis von seinen Gegenspielern immer wieder an die Freiwurflinie geschickt – bis Ehingen schließlich verloren hatte. Der Amerikaner, der beim Nürnberger Basketballclub auch die Jugend trainiert, hat den wahrscheinlich sichersten Wurf in der zweiten Liga. Daran kann es also nicht liegen, warum er inzwischen nur noch dann spielt, wenn Ahmad Smith für sich selbst eine Pause einfordert. © Sportfoto Zink
Michael Fleischmann
Als die Saison des Nürnberger Basketballclubs am vergangenen Sonntag um 18:37 Uhr beendet war, wählte Michael Fleischmann drastische Worte. "Am liebsten würde ich jetzt meine Karriere beenden", sagte er, nachdem sein Team gerade das Halbfinale gegen die Crailsheim Merlins verloren hatte. Fleischmann wirkte gefasst, auch weil er in den Play-offs mit starken Leistungen zum Führungsspieler wurde. Während der Saison hatte man das nicht erwarten können; dass es der NBC ins Halbfinale schaffen würde und dass Fleischmann zum Führungsspieler wird. Die Entdeckung im Saisonendspurt. © Sportfoto Zink
Sebastian Schröder
Eigentlich könnte man über Sebastian Schröder die gleiche Geschichte wie über Juan Reile erzählen; eigene Jugend, hervorragender Verteidiger, immer öfter auch ein guter Angreifer – so lauten die Stichworte bei den beiden. Das ist auch der Grund, warum sie selten gemeinsam auf dem Platz stehen. Schröders großer Vorteil: Er benötigt keine Warmlaufphase. „Ich bin sofort auf Betriebstemperatur“, hat er einmal gesagt, als er sein Profil skizzieren sollte. In den Play-offs hat er das tatsächlich immer wieder bewiesen: Er kam von der Bank, nagelte ein paar Dreier rein und setzte sich wieder. Ein perfekter Teamspieler. © Sportfoto Zink / WoZi
Robert Lewandowski
Wo steckt eigentlich Robert Lewandowski? Das ist nicht der Titel des neuen Films der Cohen-Brüder, es ist Basketball-Realität in Nürnberg. Vor der Saison holte Trainer Martin Ides den Amerikaner, um einen Center aufzubauen, der ein bisschen so spielt wie Martin Ides, als dieser selbst noch Schwerstarbeit unter den Körben verrichtete. Irgendwann war man bei rent4office dann nicht mehr zufrieden mit der Arbeit von Ides, kurze Zeit später musste auch Lewandowski den Dienst einstellen. "Er passt nicht ins System", sagte sein neuer Trainer. Wahrscheinlicher ist, dass es menschlich nicht passte. Schade eigentlich. © Sportfoto Zink / WoZi
Cornelius Adler
Publikumsliebling, bester Deutscher der Liga, Musterprofi – um Cornelius Adler zu beschreiben, braucht es schon Superlative. Dass er sich durch die gesamte Saison mit Problemen an der Achillesferse schleppte, musste er in den Play-offs teuer mit einem Anriss seiner Schwachstelle bezahlen. Das Halbfinale gegen Crailsheim erlebte Adler auf Krücken an der Seitenlinie. „Es tut so weh“, sagte Adler und meinte gar nicht seine Verletzung, sondern die Tatsache, dass er der Mannschaft nicht helfen konnte. Sein großes Ziel bleibt die Bundesliga, ob er das mit oder ohne den NBC verwirklicht, bleibt abzuwarten. © Zink
Sebastian Wyczisk
Was schreibt man über einen Spieler, der in dieser Saison lediglich 15 Minuten und 23 Sekunden auf dem Parkett gestanden hat? Vermutlich hat sich Sebastian Wyczisk vor der Saison nicht ausgerechnet, Stammspieler zu werden, ein paar Minuten mehr hätten es aber schon sein dürfen. Der 19-Jährige kommt aus dem eigenen Nachwuchs und hat sich irgendwann auf seinen Schulabschluss konzentriert. Selbst wenn seine Karriere im nächsten Jahr durch die Decke gehen sollte: Langfristig ist so ein Schulabschluss sicher nachhaltiger als sieben Minuten Einsatzzeit gegen Magdeburg. © ISPFD-Nbg.de
Bingo Merriex
Bingo Merriex ist ein sehr guter Dreierschütze. Das Problem: Der Amerikaner, der im Dezember nachverpflichtet wurde – und im Gegensatz zu Jeremy Fears bleiben durfte – ist Center. Und deshalb vor allem für die Arbeit unter dem Korb zuständig. Mit diesem Teil der Stellenbeschreibung fremdelte der sympathische Spaßvogel aber regelmäßig, weshalb Robert Lewandowski als Ergänzung vielleicht gar keine so schlechte Idee gewesen wäre. Ob der talentfreie Sänger und Weltenbummler, der auch schon in der Bundesliga unter Vertrag stand, bleibt, ist ungewiss. © Zink
Wayne Bernard
Vor der Saison wurde Wayne Bernard vom Bundesligisten Neckar Riesen aus Ludwigsburg zum Zweitligisten rent4office nach Nürnberg gelockt, um Zamal Nixon zu ersetzen. Dass sich die Spielweise der beiden diametral unterscheidet, war den Verantwortlichen wahrscheinlich bewusst, dass es deshalb aber fast keinen Spieler mehr mit Zug zum Korb im Kader gab, hatten sie wohl übersehen. Der drahtige Amerikaner ist ein super Verteidiger und er ist ein guter Schütze, den Nürnberger Basketballclub machte er dadurch allerdings noch ein Stück berechenbarer. © Zink
Martin Ides
Der Chronologie zur Liebe, zunächst Martin Ides. Drei Jahre lang hatte der Tscheche mit deutschem Pass für den NBC gespielt, bevor er an die Seitenlinie wechselte und die Mannschaft trainierte. Vermutlich war genau dieser Rollentausch ein Problem. Vor allem zu den Spielern, die schon länger im Verein sind, fehlte die Distanz, und dadurch vielleicht auch die Autorität – trotz 2,17 Meter Körpergröße. Als die Leistungsschwankungen des NBC zur Regel wurden und das erste Derby gegen Crailsheim sensationell verloren wurde, gingen Ides die Argumente aus. © Sportfoto Zink
Benjamin Travnizek
Als Martin Ides von der Seitenlinie auf die Tribüne wechseln musste, suchte Geschäftsführer Alexander Lolis einen "Basketballlehrer" und fand: Benjamin Travnizek. Der 32-Jährige hatte die Mannschaft schon einmal als Co-Trainer betreut, nun durfte er sich als Headcoach versuchen. Aus der "Interimslösung" wurde ein Dauerzustand, an der Tatsache, dass der NBC regelmäßig seine Auswärtsspiele verlor, änderte sich zunächst allerdings nichts. Ob er die positive Entwicklung vom Saisonende fortsetzen darf, entscheidet nun wieder Alexander Lolis. © Wolfgang Zink
Dominik Mujkanovic
Das Publikum, da unterscheidet sich der Basketball nicht von anderen Sportarten, kann oft der sechste Mann sein. Damit die Zuschauer in der Halle am Berliner Platz in Fahrt kommen, braucht es einen Übersetzer zwischen Mannschaft und Publikum. Dominik Mujkanovic ist dieser Übersetzer. Auch in dieser Saison hat er wieder Purzelbäume geschlagen, er hat Donuts verteilt, hat sich ver- und später in den Play-offs sogar entkleidet. Mujkanovic war der unterhaltsamste Hallensprecher der Pro A in dieser Saison und er ist es hoffentlich auch wieder in der kommenden. © Sportfoto Zink / WoZi